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Horror Mystisch Phantastisches

Wenn Mythen erwachen…

Geschichten darüber hatte er sehr wohl einige, aus unterschiedlichsten Quellen und von mehr und weniger glaubwürdigen Personen, aus seinem direkten und indirekten Umfeld vernommen, diese aber tatsächlich allesamt als Fantasy oder schlichtweg Spinnerei unmittelbar ad acta gelegt.

Er war grundsätzlich eher der Typ der gut geschriebene Thriller oder hier und da auch mal intelligente Komödien genoss um sich vom Alltag abzulenken, was in Zeiten dieser neuen unbekannten Seuche immer wichtiger wurde.

Seitdem sich nun auch in seinem Landkreis die Infektionswerte häuften und die Ausgangssperren entsprechend verschärft werden mussten, bestand immer weniger Möglichkeit sich am späten Abend oder am frühen Morgen in der Natur aufzuhalten, was für Ihn den wesentlichen Quell der geistigen Regeneration darstellte.

Allerdings genoss er den immensen Vorteil der Nachtschichten, die es Ihm ermöglichten, nach 22.00 Uhr die Strecke von der Fabrik nach Hause, annähernd bei jedem Wetter, mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Er hatte dafür eine Sondergenehmigung erhalten, die einiges an Durchhaltevermögen und vor allen Dingen den unermüdlichen Einsatz seines kleineren Bruders erfordert hatte.

Aufgrund seiner extremen Klaustrophobie war es Ihm tatsächlich nicht einmal möglich einen Bus zu nutzen, selbst wenn dieser um die entsprechenden Zeiten annähernd unbesetzt unterwegs war.
So konnte er sich, als einer der allerwenigsten, er vermutete in seinem Gebiet wohl als einzigster, um diese Nachtzeiten, im Freien aufhalten.

Man hatte Ihn beim Ausstellen des Schriftstückes immer wieder und unzählige
Male darauf hingewiesen unbedingt den direkten Weg nach Hause zu wählen.
Keinerlei Umwege in Kauf zu nehmen und keinesfalls abzusteigen, sprich ununterbrochen in Bewegung zu bleiben.

Der Hintergrund ließ sich von Ihm tatsächlich keinesfalls nachvollziehen, zumal es sich um eine mutierte Version einer sehr seltenen Hautkrankheit handeln sollte, die vor allen Dinge durch Körper-Kontakt verbreitet wurde und sich nun angeblich auch über die Luft verbreitete.
Dies tat sie wohl eher in Dunkelheit, weil das Licht dem Erreger stark zusetzte und Ihn nahezu unschädlich machte.

Sichtbar wurde der Erreger erst, wenn es schon zu spät war, dann wuchs an den Übertragungsstellen eine Art Pilz, der haarig anmutend den ganzen Körper zu besiedeln begann.
Die Infizierten wurden allesamt sehr schnell von den jeweiligen Gesundheitsämtern in Quarantäne genommen und es gab keine Details zum weiteren Verlauf.
Die ersten Vorfälle waren erst ca. 8-9 Wochen alt, deshalb hatte man noch keine validen Daten zum weiteren Verlauf und den Behandlungsmethoden.
Allerdings wurde die immense Ansteckungsrate schnell offensichtlich, was entsprechend unmittelbar zu den Beschränkungen  geführt hatte.

Zu allem Überfluss hatte sich vor 3-4 Wochen in einem der recht schnell überfüllten Quarantäne Zentren noch ein fürchterlicher Unfall ereignet, Dutzende Infizierte hatten nach einem Aufruhr dort die Gebäude verlassen und man musste sie nachts wieder einzusammeln versuchen.
Einige Mitarbeiter waren dabei dort ums Leben gekommen und es grassierten Gerüchte von schwersten offensichtlichen Fleisch- und Bisswunden an den Leichen, die über die Alternativen Medien verbreitet wurden.
In den Leitmedien wurde dies vehement widerlegt in dem man erklärte die Opfer seien aus großer Höhe gefallen und hätten keinerlei atypische Verletzungen, entsprechend den Fakten, aufgewiesen.

All dies ging Ihm durch den Kopf als er  bestmöglich vermummt und mit den Kopfhörern im Ohr, gegen 22..30 Uhr durch den kleinen Park radelte, der in direkter Nähe seines Wohnblocks lag und  als „kleine Grüne Lunge“… tagsüber viele Familien anzog.

Gedankenversunken übersah er den Gegenstand, der direkt in seinem Fahrweg gelegen hatte und stürzte nicht unmittelbar von seinem Bike aber kam so massiv ins Schwanken, dass er vom Weg abkam, einen kleine Hügel hinunter bremsend Schlangenlinien fahrend und mit der linken Seite seines Oberkörper gegen einen Baum fuhr.

Er stürzte auf die gegenüberliegende Seite und kam direkt neben seinem unversehrten Fahrrad zum liegen.
Die Schulter brannte extrem und die linke Hand blutete stark.
Als er sich aufrichtete nahm er einen extremen, beißenden Geruch wahr.
Es roch extrem nach einer Mischung aus organischen Körperausdünstungen und irgendwie sehr stark metallisch.

Er sah sich um und konnte im hellen Licht des Mondes, der wundervoll kreisrund am Himmel, stand an der Stelle, leicht oberhalb der Hügels, an der er den Gegenstand touchiert hatten mehrere Bewegungen ausmachen.

Sein Fahrrad nach oben schiebend ließ er das immer hektischer werden Treiben nicht aus den Augen und je näher er kam, um so intensiver wurde der Geruch und damit verbunden seine Angst.
Er überlegt ob er weiter gehen sollte oder seinem aufkeimenden Fluchtinstinkt folgend, sich direkt davon zu machen !

Er entschloss sich vorsichtig, im Sichtschatten der Bäume, zu nähern.
Er musste einfach wissen, was hier vor sich ging.
Langsam näher kommend bereute er diesen Entschluss Meter für Meter, konnte sich der widerlichen Faszination des unwirklichen Schauspieles aber nicht entziehen.

Er war offensichtlich gegen einen Körper gefahren, der mittig auf dem Weg gelegen hatte.
Um diesen herum saßen mehrere Gestalten.
Er dachte zuerst an kleine Bären, weil Sie eher hockten und Ihre Pfoten beobachtend verschränkt hatten.
Als er sich soweit genähert hatte, dass er glaubte im Falle einer plötzlichen Flucht noch einen entsprechenden Vorsprung sicher stellen zu können, erkannte er die unterschiedlich stark behaarten Körper von wolfsähnlichen Menschengestalten.
Als er erkannte, dass der blutbespritzte und mit Kratzern und Bisswunden übersäte menschliche Körper zu Zucken begann und somit das Interesse der Gruppe größer wurde, macht er sich gebannt auf die Szenerie blickend langsam auf den Weg … irgendwo hin, Hauptsache weit weg von hier von hier.

Als sich der Körper plötzlich aufrichtete und man förmlich zusehen konnte, wie sich überall Haare entwickelten, die fellartig den Körper zu überziehen begannen, wusste er, die Geschichten von Werwölfen waren keine mystische Erfindung mehr, sondern waren fürchterliche Realität geworden.
Er verstand nun die Hintergründe der Ausgangssperren, die Geschichten aus den Alternativen Medien und die Warnungen zu den nächtlichen Fahrradtouren.

Das Grauen schnürte Ihm alles zusammen und er setzte sich in Zeitlupe auf sein Fahrrad.
Als er losfuhr und hinter sich das herzerfrierende Jaulen der Gruppe hörte, hatten diese bereits die Witterung aufgenommen uns würden Ihn unmittelbar zu einem der Ihren machen ….

Von Matthias Vago

Matthias M.G. Vago...

Geboren 1969 in Nürnberg, glücklich verheiratet und Vater einer wunderbaren Tochter, die mich stets aufs Neue staunen lässt, weil ich immer öfter erkennen darf, dass Sie nun mal der Spiegel Ihrer Eltern ist.

Als 53 Jähriger Angestellter, der seit der Lehrzeit im Außendienst unterschiedlicher Branchen tätig ist, hatte und habe ich fast täglich die Möglichkeit, besondere Erfahrungen zu machen und interessanteste Menschen kennen zu lernen.
Diese reichen in allen Bereichen, von A wie außerordentlich, bis Z wie ziemlich intensiv

Meine wundervolle Familie und die angesprochenen „Umwelterfahrungen“ haben mich geprägt, prägen mich und sollen mich unbedingt weiter prägen.
Denn so wird ein dichtes Leben noch dichter und intensiver.

Die Idee dieses Blogs ist es, von jenen Erfahrungen, Menschen und daraus resultierenden Prägungen zu berichten, Sie somit geistig zu komprimieren und zu verdichten und in einer möglichst leicht zugänglichen Reimform zur Unterhaltung darzubieten.
Die Gabe dazu hat mir meine geliebte Mama geschenkt, von der ich hoffe, dass Sie von irgendwo, irgendwie stolz auf Ihren Sohn blicken kann.
Ihr widme ich diesen Blog.

Grundsätzlich ist das Dichten aus dem Versuch heraus entstanden, Dinge, die mich beschäftigen und teilweise aufarbeiten, in Gestalt zu bringen um Sie für mich verständlicher und leichter zu verarbeiten,
umzuformen.
Wenn ich andere daran teilhaben lassen kann, sich zwischen Lachen, Weinen, Reflexion und Aufarbeitung, Wiedererkennung, Nachdenklichkeit, Zuneigung, Demut und Dankbarkeit treiben zu lassen, könnte ich es vielleicht schaffen, erlebtes Leben, verdichten zu können.

Mögen die Leserinnen und Leser Ihren Spaß daran finden mich auf dieser Reise zu begleiten und sich ab und zu dabei wieder zu finden.
Wichtig wäre mir in diesem Zusammenhang ein Austausch durch Kommentare, die beiden Seiten helfen, erlebtes noch weiter zu verdichten und weitere interessante Menschen kennen zu lernen, die wir bedingt Einfluss auf unsere Prägung nehmen lassen.

Viel Spaß und vielen Dank
Euer
MV

8 Antworten auf „Wenn Mythen erwachen…“

Wow, bin endlos begeistert von dieser Horror-Werfolfsgeschichte 👏👏👏. Du hast es sowas von spannend geschrieben von Anfang bis Ende 😱, dass sich bildhaft alles in meinem Kopf wiederspiegelte, was Du beschrieben hast. Grandios-schaurig-mystisch-gut!!! 👍

Ganz großartig, lieber Matthias!!! 👍 👍 👍 Du schaffst es, in wenigen Zeilen eine schaurige Szenerie zu erschaffen, die mich beim Lesen sofort einschließt.
Ganz realistisch stellst du das Unglaubliche dar.
Ich bin total begeistert!!!
Danke für’s Entführen in die Realität der nächtlichen Bedrohung!👏👏👏😘

Sehr gerne…. heute geht es weiter mit einer weiteren Geschichte… andere Hintergründe aber auch einigermassen sphärisch wie ich hoffe …😍🥰

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